Was Florenz und den Nordpol miteinander verbindet

Florenz und der Nordpol haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Weder die geografische Lage, noch die Temperaturen ähneln sich – auch die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung dürften sich maximal voneinander unterscheiden. Was die Orte jedoch gemeinsam haben ist, dass sie beide eine Rolle bei den diesjährigen Auricher Wissenschaftstagen spielen.
Neben der Vortragsreihe, zu der in den vergangenen über 30 Jahren schon einige Nobelpreisträger als Redner nach Aurich gekommen sind, ist seit 1992 das Stipendiatenprogramm fester Bestandteil der Auricher Wissenschaftstage. „Das ist der Nukleus der Wissenschaftstage“, so Oliver Löseke, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Aurich-Norden und Claudia Groen ergänzte: „Wir wollen bei jungen Menschen die Neugier für die Wissenschaften wecken“. Genauso geschehen ist es bei Amke Immoor und Charlotte van Staa, die bei der Programmvorstellung von ihrem Forschungsaufenthalt in Florenz berichteten: „Wir hatten überhaupt keine Vorstellung vom Arbeiten am Kunsthistorischen Institut“, erzählte Amke Immoor und Charlotte van Staa fügte hinzu: „Wir haben erfahren, wie es ist, in einem anderen Land zu arbeiten und mit den Italienern im Institut hauptsächlich Englisch gesprochen“. Die beiden Stipendiatinnen hatten im April 2023 drei Wochen lang im Kloster San Filippo Neri, mitten im Zentrum von Florenz und direkt gegenüber vom Kunsthistorischen Institut, gewohnt. Im Institut hatten sie unter anderem historische Bücher über Monumente herausgesucht und die Wissenschaftler bei ihren Arbeiten unterstützt. „Dass zwei Schülerinnen der 11. Jahrgangsstufe ein Stipendium erhielten, hängt mit ihrer besonderen Eignung zusammen“, erläuterte Dr. Matthias Busker. Normalerweise würden 12. Jahrgänge berücksichtigt, doch wegen des künstlerischen Interesses, der guten Noten und vor allem der Soft Skills hätten die beiden Elftklässlerinnen nach Florenz reisen dürfen.
Als danach Josef Antony zusammen mit Claudia Groen und Dr. Matthias Busker aus dem Orga-Team das diesjährige Programm der Auricher Wissenschaftstage vorstellte, leuchteten wieder seine Augen: Verschlungen habe er die Erzählungen von Prof. Markus Rex, der ein Jahr lang mit dem Forschungsschiff Polarstern an einer Eisscholle am Nordpol festgemacht hatte und unter extremen Bedingungen in seiner Untersuchungsstation auf dem Eis forschte. Ihn konnte Antony für die Eröffnungsveranstaltung der Auricher Wissenschaftstage gewinnen, die von der Sparkasse Aurich-Norden unterstützt wird, und am Donnerstag, den 07.09.2023, in der Sparkassen-Arena stattfindet. Dann heißt es um 19:00 Uhr „Eingefroren am Nordpol – Expedition zum Epizentrum des Klimawandels“.
Weitere hochspannende Vorträge behandeln in den darauf folgenden vier Wochen drängende Fragen unserer Zeit: In „Wie tief schläft der Eifelvulkanismus?“ berichtet Dr. Christoph Sens-Schönfelder am 14.09.2023 von den Untersuchungen in der Vulkaneifel, die Klarheit über die anhaltende Aktivität unter dem Laacher See bringen sollen. Am 19.09.2023 referiert Prof. Dr. Michéle Wessa über die Resilienzforschung und wie die Neuropsychologie Erkenntnisse liefert, eine Haltung aufzubauen, um durch Krisen zu gehen. Mit Dr. Beate Vajen ist am 06.10.2023 eine Alumna des Gymnasiums Ulricianum Aurich zu Gast – sie forscht mittlerweile an der Medizinischen Hochschule Hannover zur besseren Erkennung erblicher Krebserkrankungen. Außerdem ist am 12.09.2023 Prof. Dr. Joachim Sauer zum Thema „Quantentheorie – Von der wissenschaftlichen Revolution zum Werkzeug in der Chemie“ zu hören. Die Themen reichen weiterhin von „Europäische Integration. Geschichte und Gegenwart“ (Prof. Dr. Kiran Klaus Patel, LMU München am 26.09.2023) über „Echtzeit-MRT – Filme aus dem Körper (Prof. Dr. Jens Frahm, Max-Planck-Institut für multidisziplinäre Naturwissenschaften Biomedizinische NMR Göttingen am 28.09.2023) und „Gestaltung im Kontext sozialer, politischer und ökologischer Probleme“ (Prof. Dr. Claudia Mareis, Humboldt Universität zu Berlin – Bildungswissenschaftliche Fakultät am 29.09.2023) bis hin zu „Philosophie und Entscheidungstheorie“ (Prof. Dr. Christian List, LMU München, Termin wird noch festgelegt). Alle Vortragsveranstaltungen sind kostenfrei zugänglich – Karten können online über die Webseite www.auricher-wissenschaftstage.de gebucht werden.
Jede Vortragsveranstaltung beginnt mit einem kurzen Bericht von Stipendiatinnen und Stipendiaten über ihre Forschungsaufenthalte im Rahmen der Auricher Wissenschaftstage. Mit der etablierten Kombination aus Vortragsreihe und Stipendiatenprogramm werden Jugendliche für Wissenschaften begeistert. Mehrere ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten stellen mittlerweile an ihren heutigen Arbeitsplätzen wiederum Schülerinnen und Schülern Praktikumsplätze zur Verfügung.